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02.06

Waidhofen an der Ybbs | Premiere - Der Weibsteufel



Der Theaterverein Il Salottino spielte im Schlosskeller des Rothschildschlosses das Stück "Der Weibsteufel" von Karl Schönherr.

Uschi Nocchieri, Intendantin, Regisseurin und Kultur-Tausendsassa hat mit ihrem kleinen, aber umso feineren, Theaterverein ll Salottino, nach Schnitzler’s Reigen, neuerlich einen Literaturklassiker ausgesucht, der minimalistisch den Blick auf das atmosphärische Schauspiel frei lässt und auf bombastische Inszenierung gänzlich verzichtet. Karl Schönherr’s Drama „Der Weibsteufel“ passt perfekt in das Ambiente des Schlosskellers. Mit den personellen Leihgaben der Waidhofner Volksbühne, Nicole Kronsteiner als Weib, Thomas Krall als schmuggelndes, kränkliches Mandl und Max Bernreithner als schneidiger Grenzgänger, hat sie ein leidenschaftliches Trio zu Höchstleistungen angespornt. Die seelischen Abgründe dieser Dreiecksbeziehung spiegeln eine Moral wieder, die auch in unserer Zeit nichts an Aktualität verloren hat (Uraufführung 1915). Nachdem der Hehler scheinbar nicht zu überführen ist, wird ein junger Jäger auf das saubere Weib angesetzt. Er soll sie umgarnen und zum Schnattern bringen, denn „so ein Weib frisst einem jungen Kerl ja bald aus der Hand; und dann erfahrt man alles, was man wissen will.“ Das kranke Mandl hingegen hält sich für sehr schlau und denkt: „wenn uns einer eine Grube grabt, dann müssen wir gegengraben“. Und so bittet er seine Gattin den Spieß umzudrehen: „wirf ihm ein Hölzl; stell ihm ein Bein. Tu ihm auch ein bissel schön.“

Anfänglich wehrt sich das Weib zwar, gibt aber ihrem Mann nach, verspricht ihr dieser doch den Kauf eines repräsentativen Hauses im Ort. Was zuerst spielerischen Anschein hat entwickelt sich zu echten Gefühlen. Auch der unterdrückte Kinderwunsch und die Sehnsucht nach einer Familie verstärken das erotische Vabanquespiel. Nun aber verwandelt sich die ursprüngliche Toleranz des Ehemanns in brennende Eifersucht. Und auch die Frau erkennt rasch, dass sie von beiden nur benutzt wird, erwartet sich doch der Jäger bei erfolgreicher Aktion eine Beförderung mit einem ersten Stern auf seiner Uniform. Ihren Selbstwert erkennend wird die Situation immer bedrohlicher, denn der Mann hat Angst seine Frau gänzlich zu verlieren und auch der Jäger ist in seiner Rolle als Gimpel auch nicht glücklich. Auch wenn sie letztendlich beide Männer verloren hat, musste sie sich dabei nicht blutig machen und kommt so mit all ihren erotischen Raffinessen doch noch zu ihrem Haus.

Verstärkt durch die musikalischen Einlagen von Christian Blahous, Karl Schaupp und Arthur Schachenhofer spürt man die Urgewalt dieses Dramas, welche das Publikum einmal mehr berühren und faszinieren. Dem ganzen Team, also auch Regieassistentin Sabine Halbwirth, Kostümbildnerin Valentina Vorwahlner, Licht- und Tontechniker Mario Plank und Bühnenbildner Hanno Frangenberger gebührt größte Anerkennung für dieses einfühlsame Schauspiel.

Weitere Infos unter www.uschi-nocchieri.at.

1. Foto, v.l.n.r.: Thomas Krall, Nicole Kronsteiner u. Max Bernreitner

Didi Rath

Published: 02.06.2023 - 22.15